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Spannungskopfschmerz

Spannungskopfschmerz: Häufigste Kopfschmerzerkrankung überhaupt mit dumpf-drückenden Schmerzen im gesamten Kopf. Über 80 % der Menschen sind wenigstens 1 × im Leben von Spannungskopfschmerzen betroffen. Episodische Spannungskopfschmerzen sind in der Regel mit Schmerzmitteln gut behandelbar. Bei chronischen Kopfschmerzen sind Stressreduktion, Entspannungstechniken, Lebensstilanpassungen und vorbeugende Medikamente wichtiger. Grundsätzlich ist die Prognose gut, vor allem die chronische Form kann aber bei ausbleibender Therapie die Lebensqualität beeinträchtigen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Dumpf-drückender Dauerkopfschmerz, meist im gesamten Kopf oder stirn- oder hinterkopf-betont
  • Keine Zunahme der Schmerzen bei körperlicher Aktivität
  • Alltagsaktivitäten sind "mühsamer" als normal, aber sonst nicht beeinträchtigt
  • Allenfalls leichte Lärm- oder Lichtscheu oder geringe Übelkeit ohne Erbrechen
  • Keine weiteren Beschwerden oder Ausfälle (wie etwa Sehstörungen).

Wann in die Arztpraxis

In den nächsten zwei Wochen, wenn die Kopfschmerzen häufig wiederkehren oder eine bislang erfolgreiche Selbstbehandlung keine Wirkung mehr zeigt.

In den nächsten Tagen, wenn die Kopfschmerzen trotz Selbstbehandlung auch nach mehreren Tagen nicht weggehen.

Heute noch, wenn heftige Kopfschmerzen erstmalig auftreten, die Kopfschmerzen sehr stark sind oder auf "nichts" (mehr) ansprechen.

Sofort, wenn die Kopfschmerzen von hohem Fieber und einem steifen Nacken, Bewusstseinsstörungen oder Ausfällen, etwa Sprachstörungen, begleitet werden.

Die Erkrankung

Der Spannungskopfschmerz ist der häufigste Kopfschmerz überhaupt. Fast jeder kennt den dumpf-drückenden Schmerz, der eigentlich gar nicht so weh tut, einen bei längerem Bestehen aber trotzdem zermürbt.

Oft treten die Kopfschmerzen zum ersten Mal im jungen Erwachsenenalter auf, manchmal aber auch schon bei Kindern. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Krankheitsentstehung

In Deutschland haben etwa 10 % der Frauen und 6,5 % der Männer innerhalb eines Jahres mindestens 1 × Spannungskopfschmerzen.

Meist sind die Kopfschmerzen dann ein Begleitsymptom, z. B. einer beginnenden Erkältung oder Mittelohrentzündung. Häufige Auslöser sind auch Alkohol, Schlafentzug oder ein leichtes Trauma, weil man sich den Kopf gestoßen hat. Seltener stecken ernste Erkrankungen wie ein Gehirntumor oder eine Hirnhautentzündung hinter den Schmerzen.

Eine Kopfschmerzerkrankung liegt erst vor, wenn die Spannungskopfschmerzen häufiger und ohne erkennbare Ursache auftreten. Meistens handelt es sich dann um die episodische Form der Spannungskopfschmerzen. Die Schmerzen treten dabei häufiger als 10 × im Jahr, aber maximal an 180 Tagen im Jahr auf. Bei 2–3 % der Betroffenen gehen die Kopfschmerzen in eine chronische Form über. Dann zeigen sich die Schmerzen an mindestens 15 Tagen im Monat und bestehen länger als 3 Monate.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursache häufiger Spannungskopfschmerzen ist nach wie vor unklar. Aufgrund der familiären Häufung ist eine erbliche Veranlagung wahrscheinlich. Wahrscheinlich spielt eine veränderte Schmerzverarbeitung im Gehirn eine Rolle. Dabei ist die Schmerzschwelle im Vergleich zu anderen Menschen erniedrigt. Auffällig ist auch, dass Spannungskopfschmerzen oft auftreten bei Verspannungen der Nacken- und Kiefermuskulatur, einseitiger körperlicher Belastung (z. B. bei der Arbeit am Computer), Stress oder anderen psychischen Faktoren. Es ist aber nicht klar, ob diese Beschwerden die tatsächlichen Schmerzauslöser sind, oder ob diese zu der veränderten Schmerzwahrnehmung im Gehirn nur hinzukommen und zu den Schmerzen beitragen.

Klinik, Verlauf und Komplikationen

Spannungskopfschmerzen sind charakterisiert als dumpf-drückende, beengende, nicht pulsierende Schmerzen. Für die Betroffenen fühlen sie sich an wie ein "zu enger Hut". Viele beschreiben ihn auch als ein "schraubstockartiges Band um den Kopf herum".

Die Schmerzen treten fast immer beidseitig auf und betreffen meist den gesamten Kopf. Selten sind vorrangig die Stirn oder der Hinterkopf betroffen. Die Schmerzen sind typischerweise nur leicht bis mittelschwer. Sie machen den Alltag zwar mühsamer, beeinträchtigen diesen aber nicht wesentlich. Im Gegensatz zur Migräne werden die Schmerzen bei körperlicher Aktivität wie beim Treppensteigen NICHT stärker. Oft lindert Bewegung die Schmerzen sogar.

Die Kopfschmerzattacken können ½ Stunde, aber auch mehrere Tage bis zu einer Woche anhalten. Die Intensität variiert: Manchmal sind die Kopfschmerzen leicht und schnell wieder verschwunden. Spannungskopfschmerzen können aber auch als tägliche, zermürbende Dauerkopfschmerzen auftreten.

Weitere Symptome bestehen meist nicht. Allenfalls zeigt sich eine leichte Lärm- oder Lichtscheu, bei der chronischen Form eventuell auch eine geringe Übelkeit, jedoch ohne Erbrechen.

Diagnosesicherung

Die Diagnose wird in erster Linie aufgrund des typischen Beschwerdebildes gestellt. Die Ärzt*in stellt zu Beginn meist mehrere Fragen:

  • Wann sind die Schmerzen zum ersten Mal aufgetreten?
  • Wie lange dauern die Schmerzen an?
  • Wie häufig sind die Schmerzen und wie fühlen sie sich genau an?
  • Gibt es weitere Beschwerden?
  • Nehmen Sie Medikamente ein?

Bei schon länger bestehenden Kopfschmerzen kann ein Kopfschmerztagebuch helfen, diese Fragen zu beantworten. An die Befragung schließt sich eine körperliche und neurologische Untersuchung an.

Weitere Untersuchungen sind nur selten nötig und nur wenn die Beschwerden nicht so recht in das Raster des typischen Spannungskopfschmerzes passen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn zusätzliche Beschwerden bestehen oder in einer Untersuchung etwas Ungewöhnliches auffällt. Dann sind vielleicht eine CT oder MRT nötig, um Tumoren oder Blutungen auszuschließen.

Differenzialdiagnosen. Starke Kopfschmerzen können auch auf eine Migräne hindeuten. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist: Anders als beim Spannungskopfschmerz nehmen die Schmerzen bei Bewegung zu. Migränekopfschmerzen sind außerdem eher pulsierend und meist deutlich stärker als Spannungskopfschmerzen. Häufig sind sie von weiteren Beschwerden begleitet, z. B. Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen, Licht- und Lärmscheu.

Einseitige ununterbrochene Kopfschmerzen können auch durch die eher seltene Hemicrania continua verursacht werden.

Manchmal sind die Kopfschmerzen auch auf eine eindeutige Ursache zurückzuführen, z. B. eine Stirnhöhlenvereiterung, eine Karotisdissektion sowie Blutungen oder Entzündungen im Gehirn. In diesen Fällen finden sich bei der körperlichen Untersuchung dann meistens zusätzliche Befunde.

Behandlung

Oft lässt sich den Kopfschmerzen bereits durch Lebensstiländerungen vorbeugen:

  • Schlafen Sie ausreichend. Die meisten erwachsenen Menschen brauchen zwischen 7 und 9 Stunden Schlaf.
  • Achten Sie auf einen möglichst geregelten Tagesablauf. Ein fester Tagesrhythmus beugt Stress und Schlafstörungen vor, stabilisiert den Stoffwechsel, Blutdruck und Hormonhaushalt.
  • Trinken Sie genug, mindestens 1,5 Liter pro Tag gleichmäßig über den Tag verteilt.
  • Treiben Sie regelmäßig Ausdauersport (jeden 2. oder 3. Tag), also zum Beispiel Joggen, Radfahren oder zügiges Spazierengehen. Ausdauersport baut Stress ab und steigert die Gehirn-Durchblutung.
  • Machen Sie regelmäßig Krafttraining für die Schulter-Nacken-Muskulatur. Das beugt Verspannungen vor.
  • Verzichten Sie auf Alkohol, besonders auf Wein, wenn Sie wissen, dass das bei Ihnen Kopfschmerzen auslöst. Wein enthält neben dem Alkohol bestimmte Inhaltsstoffe wie biogene Amine, die Kopfschmerzen auslösen können.

Bei gelegentlichen Kopfschmerzen können Erwachsene auch ohne Bedenken übliche Analgetika (Schmerzmittel) wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Ibuprofen oder Naproxen einnehmen. Bei Kindern und Jugendlichen dürfen diese (mit der Ausnahme von Acetylsalicylsäure) ebenfalls gegeben werden. Acetylsalicylsäure kann bei Kindern und Jugendlichen bei einem gleichzeitigen Virusinfekt das gefährliche Reye-Syndrom mit Gehirn- und Leberschäden auslösen. Bei Schwangeren ist am ehesten Paracetamol anzuraten, falls ein Verzicht auf Medikamente nicht möglich ist.

Zu Kombinationspräparaten, z. B. mit Koffein, sollte nur gegriffen werden, wenn Einzelpräparate nicht ausreichend wirken, denn diese zeigen zwar eine höhere Wirksamkeit, aber auch häufiger Nebenwirkungen.

Bei länger anhaltenden Schmerzen sind immer 2 Seiten zu beachten:

  • Einerseits müssen Kopfschmerzen ausreichend behandelt werden. Denn unbehandelter Kopfschmerz ist mit Lernerfahrungen verbunden, bei denen sich der Schmerz in das Gedächtnis eingräbt. Dieses Schmerzgedächtnis begünstigt die Entwicklung eines chronischen Kopfschmerzes.
  • Andererseits haben auch freiverkäufliche Schmerzmittel bei häufiger Einnahme ernst zu nehmende Nebenwirkungen.

Eine wichtige Grundregel lautet: Nehmen Sie maximal an 10 Tagen (Kombinationspräparate) bzw. 15 Tagen (einfache Schmerzmittel) im Monat Schmerzmittel.

Bei mehrwöchiger oder gar dauernder Einnahme von Analgetika (Schmerzmitteln) droht ein Analgetikakopfschmerz. Dabei wird der Schmerz paradoxerweise durch die Schmerzmittel verursacht. Bei diesen dumpf-drückenden oder pulsierenden Dauerkopfschmerzen hilft nur eines: konsequentes Weglassen aller Schmerzmittel.

Treten Spannungskopfschmerzen häufiger auf, kommen Schmerzmittel daher nicht in Betracht. Hier verspricht eine Kombination aus Lebensstiländerung und vorbeugenden Medikamenten Erfolg.

Lebensstiländerung heißt:

Als vorbeugendes Medikament wird v. a. das Antidepressivum Amitriptylin eingesetzt. Es ist als einziges zur vorbeugenden Behandlung von Spannungskopfschmerzen zugelassen. Manchmal schlägt die Ärzt*in dennoch andere Präparate vor, z. B. Mirtazapin, Imipramin, Topiramat und Fluoxetin.

Diese vorbeugenden Medikamente werden täglich eingenommen, egal ob Kopfschmerzen bestehen oder nicht. Gegebenenfalls müssen mehrere Medikamente ausprobiert werden. Die Wirksamkeit lässt sich oft erst nach mehreren Wochen abschätzen.

Auch die Physiotherapie kann nachweislich Spannungskopfschmerzen vorbeugen und lindern. Wirksame Methoden sind die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS), manuelle Therapien, Massagen, Haltungskorrekturen und Stabilisationsübungen für die Halswirbelsäule, Dehnung- und Kräftigungsübungen für die Nackenmuskulatur sowie Triggerpunkt-Behandlungen.

Weitere Behandlungsverfahren bietet die Psychotherapie. Positive Effekte zeigen vor allem Biofeedback, MBSR (Mindfullness-Based Stress Reduktion), verschiedene Entspannungsverfahren wie autogenes Training und die progressive Muskelentspannung sowie die kognitive Verhaltenstherapie zur Stress- und Schmerzbewältigung.

Prognose

Grundsätzlich ist die Prognose bei Spannungskopfschmerzen gut. Werden sie richtig behandelt, verschwinden die Schmerzen häufig nach einiger Zeit wieder. Oft genügt es, erkennbare Auslöser zu beseitigen. Das können zum Beispiel übermäßiger Stress, Schlafmangel oder Muskelverspannungen sein.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Akuthilfe bei einer Kopfschmerzattacke. Manchmal hilft eine heiße Dusche oder ein Vollbad, um verspannte Muskeln zu lockern und zu entspannen. Badezusätze aus Fichtennadeln und Rosmarin fördern die Durchblutung, Baldrian und Hopfen beruhigen, Arnika und Heublume lindern Schmerzen. Auch Ruhe und Schlaf helfen oft und können gut mit Wärme- oder Kälteanwendungen verbunden werden: Bei hinterkopfbetonten Schmerzen und einem verspannten Nacken ist Wärme besser geeignet, ansonsten sind Kälteanwendungen auf der Stirn aussichtsreicher, z. B. mit Pfefferminzöl (siehe Komplementärmedizin).

Schmerzauslöser beseitigen. Langfristig sollte man sich fragen, wodurch die Kopfschmerzen ausgelöst werden, und versuchen, die Ursache zu beseitigen. Ein Grund für Verspannungen können zum Beispiel auch äußerliche Faktoren wie eine durchgelegene Matratze oder ein unpassender Arbeitsstuhl sein. Ist die Brille noch gut eingestellt? Denn "angestrengtes" Sehen kann sich auch durch Kopfschmerzen äußern. Werden die Kopfschmerzen durch Stress ausgelöst, lohnt sich das Erlernen eines Entspannungsverfahrens.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde. Bei leichten bis mäßigen Spannungskopfschmerzen bietet die Naturapotheke wirksame und gut verträgliche Hilfe in Form ätherischer Öle. Ein bewährtes Mittel ist Pfefferminzöl, von dem wenige Tropfen sanft in Stirn und Schläfen einmassiert werden. Seine schmerzlindernde Wirkung ist wissenschaftlich belegt. Ebenso zeigt Tigerbalsam nachweislich eine schmerzlindernde Wirkung. Zusätzlich trägt der entspannende Effekt durch die Massage zur Besserung der Beschwerden bei. Aber Achtung: Bei Kindern unter 3 Jahren dürfen ätherische Öle nicht im Gesicht angewendet werden, da Reizungen der Atemwege und ein lebensgefährlicher Kehlkopfkrampf ausgelöst werden können. Wichtig ist außerdem, die Augen vor jeglichem Kontakt mit dem Öl zu schützen und sich im Anschluss an das Einreiben gründlich die Hände zu waschen.

Akupunktur und Akupressur. Nach einer großen deutschen Studie können mit Akupunktur sowohl akute Spannungskopfschmerzen effektiv gelindert als auch die Anzahl der Kopfschmerztage bei chronischem Verlauf reduziert werden. Allerdings hat sich eine Akupunktur nach den Regeln der Traditionellen Chinesischen Medizin nur wenig wirksamer gezeigt als eine Scheinakupunktur mit willkürlichen Akupunkturpunkten. Die gleichen Akupunkturpunkte sind auch durch die Akupressur zugänglich, ein wissenschaftlicher Wirkungsnachweis steht noch aus. Wenn Sie sich selbst behandeln wollen, lassen Sie sich vorher durch einen qualifizierten Therapeuten einweisen.

Weiterführende Informationen

Quellen:

  • AWMF (2024) Diagnose und Therapie des Kopfschmerzes vom Spannungstyp. S1-Leitlinie von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG), Reg. Nr. 030/077, Langfassung.
  • Amboss (2025) Spannungskopfschmerzen. Webartikel zur Klinischen Praxis. Abgerufen am 28.10.2025 unter https://next.amboss.com/de/article/3i0Srf?q=Spannungskopfschmerz
  • Pschyrembel (2025) Spannungskopfschmerz. Webartikel zur Klinischen Praxis. Abgerufen am 28.10.2025 unter Pschyrembel Online

31.10.2025 | Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen: Daniela Grimm